Großes Interesse der Bevölkerung an Sortenbestimmung
Der BUND Kreisverband lud ein und ca. 150 Menschen kamen mit ihren Apfelschätzen aus heimischen Gärten und der Feldflur. Ca. 70 Sorten – viele alte, aber auch neue – Sorten konnte der Pomologe Jan Bade aus Kaufungen sicher bestimmen. Bei 17 Früchten mußte allerdings selbst er „passen“, meist jedoch, weil die Früchte wurmstichig, nicht arttytyp oder sonst wie zur Bestimmung untauglich waren.
Und so ganz nebenbei gab Jan Bade manch interessante Informationen rund um den Apfel weiter.
So sind z.B. inzwischen ca. 20% der Bevölkerung allergisch gegen Äpfel, meist jedoch nicht wegen der bis zu 20 Spritzungen im Erwerbsobstanbau, sondern weil neue Sorten häufig von sich aus Allergene beinhalten.
Doch es gibt Abhilfe: Der BUND Lemgo hat unter http://www.bund-lemgo.de/apfelallergie.html auch für Allergiker verträgliche Apfelsorten aufgelistet.
Größtes Problem rund um den Apfel ist die sichere Bestimmung der Sorten. Zwischen 30% und 80% der von Baumschulen verkauften Bäume sind falsch deklariert.
Unter http://www.obstsortenerhalt.de/. kann jeder Baumpflanzer garantierte Sorten erwerben. Auch Jan Bade kann Reiser zum Aufpfropfen liefern.
Die Fragen vieler Besucher machten deutlich, dass das Wissen rund um den Apfel immer mehr im Schwinden begriffen ist. Der richtige Schnitt (Bäume brauchen Pflege, der „Natur“ muss nachgeholfen werden, wenn wir Äpfel haben wollen) ist entscheidend für Gesundheit und Langlebigkeit der Bäume, Güte, Lagerfähigkeit und Geschmack der Früchte. Beispielsweise ist der Versuch, den Baum gegen seine Genetik in der Höhe zu begrenzen, verantwortlich für Wasserreiser und braune Stippigkeit (Kalziummangel) der Früchte.
Oft geäußert wurde auch, dass viele Besucher sich hilflos fühlen angesichts der Apfelschwemme. Viele wissen nicht mehr, wie man Äpfel richtig einlagert (ideal: 4 Grad bei 90% Luftfeuchtigkeit), wie lange sie lagerfähig sind, welche schmackhaften Verwendungsmöglichkeiten es gibt (angefangen bei Apfelsaft, Kuchenäpfel (saure Sorten), Zutaten zu manchen Gerichten über Mus bis hin zum Vorhalten verschiedener Geschmacksrichtungen). Hier ist Aufklärung gefragt, denn Apfelgärten und unsere heimischen Streuobstwiesen mit ihrer erstaunlichen Sortenvielfalt und landschaftsprägendem Charakter lassen sich nur mit Nutzung durch „Aufessen“ erhalten.
Der BUND-Kreisverband hat sich vorgenommen, zukünftig zu deren Erhalt einen Beitrag zu leisten. Er besitzt bereits 2 Streuobstwiesen und pflanzt jedes Jahr in Bad Sooden Allendorf zur Märchenwoche eine alte Apfelsorte.
Daneben könnte die Erstellung eines Arteninventars für den WMK ein Ziel sein. Dies würde zugleich dem Erhalt alter Sorten dienen – deren genetisches Potential leistet einen entscheidenden Betrag, um auch zukünftig die Geschmacks- und vor allem genetische Vielfalt zu erhalten. Geht diese verloren, geht auch der Genpool verloren, um umwelt- und krankheitsresistente Sorten zu züchten.
Das Arteninventar von sicher bestimmten Reisersorten könnte dazu beitragen, dass geschickte Veredler Pfropfreiser untereinander tauschen und eine Reiserbörse entsteht.
Es gibt viel zu tun, der BUND leistet auch weiterhin seinen Beitrag zum Erhalt der Streuobstwiesen.